Tacitus’ Germania
Setzen, Sechs! Setzen, Sechs!
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 Published On Sep 6, 2020

"Die Germanen sind, so glaube ich jedenfalls, Ureinwohner und in keiner Weise durch Einwanderung oder gastliche Aufnahme mit fremden Völkern vermischt ... Wer würde, ganz abgesehen von der Gefahr, die das schauderhafte, unbekannte Meer bietet, Kleinasien oder Afrika oder Italien verlassen, um nach Germanien zu ziehen mit seinen hässlichen Landschaften, dem rauen Klima, dem trostlosen Äußeren - es sei denn, es ist seine Heimat?"

Der römische Historiker Publius Cornelius Tacitus verfasste seine Darstellung der germanischen Völker zwischen Rhein und Weichsel um das Jahr 98 n. Chr., 90 Jahre, nachdem der Versuch der Römer unter dem Feldherrn Varus gescheitert war, das germanische Siedlungsgebiet zu erobern und in das römische Imperium einzugliedern. Auch wenn Tacitus selbst nie in Germanien war, gilt seine Schilderung der Gebräuche und Lebensumstände bis heute als bedeutendste historische Quelle zur antiken Welt unserer unmittelbaren Vorfahren.

Tacitus und die alten Deutschen.

1. Auf Deutschlands hohen Schulen da trinken des Gerstenweins
altdeutsche Völkerschaften |:ein Glas und immer noch eins.

2. Germanen und Alamanen, der heilige Wingolf auch, Thüringer,
Sachsen, Franken, sie folgen dem heiligen Brauch.

3. Das ist altdeutsche Sitte; in seiner Germania hat’s Tacitus
schon berichtet; hört zu, wie das geschah.

4. An einem Sommerabend, im Schatten des heiligen Hains, da
lagen auf Bärenhäuten zu beiden Seiten des Rheins

5. verschiedene alte Germanen, als plötzlich mit höflichem Gruß
ein Römer kam: „Meine Herren! ich heiße Tacitus.

6. Von Ihres Volks Gebräuchen schreib ich eine Biographie,
drum komm ich, Sie zu bitten, erklären Sie mir die.“

7. Da schwiegen die alten Deutschen und reichten ihm einen Krug,
daraus trank der edle Römer, rief bald: „Jetzt hab ich genug.“

8. Da lachten die alten Deutschen auf beiden Ufern des Rheins
und ließen ihn spinnen und trinken ein Glas und immer noch eins.

9. Und als er am andern Morgen sich seinen Jammer besah, da
schrieb er aus Wut und Rache in seine Germania:

10. „Die alten Deutschen, sie wohnen auf beiden Seiten des Rheins,
sie liegen auf Bärenhäuten und trinken immer noch eins.“

Strope 1-3 von A. Kunitz, 4-9 nach W. Ruer, 1875.

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