Dr. Daniel Stelter geht mit der Politik hart ins Gericht. Viel zu lange habe man es versäumt, in die Zukunft zu investieren und Deutschland auf den demografischen und technologischen Wandel vorzubereiten, der in den kommenden 10 Jahren hart zuschlagen würde. Politisch werde zu viel über Umverteilung gesprochen und zu wenig darüber, dass die Vermögen der gesellschaftlichen Mitte im Vergleich mit anderen EU-Staaten viel zu gering seien. „Wer nur über Mietpreise diskutiert, darf sich nicht wundern, ein Volk von Mietern zu haben. In Italien, Spanien und Frankreich haben wir ein Land von Eigentümern.“
Dieses Eigentum sei wiederum auch deutlich besser gegen nun drohende Inflation geschützt als das Sparbuch, die Lieblingsanlage der Deutschen. Die expansive Geldpolitik der EZB könne die wahren strukturellen Schwächen der deutschen Volkswirtschaft nicht ewig verdecken. Auch die Hinzunahme neuer Beitragszahlergruppen in die Rentenversicherung kaufe zwar Zeit, löse aber das strukturelle Problem nicht. Stattdessen fordert Stelter eine transparente Bilanzierung, die manche versteckte Last offenbaren würde und gleichermaßen den Unterschied von Konsum- und Investionsausgaben offenlegen würde. Für kluge Investitionen dürfe Politik sich auch nicht an eine schwarze Null klammern, die im Rest Europas längst nichts mehr wert sei. In den aktuellen Wahlprogrammen sehe er leider zu wenig Ambitionen, solche Fragen wirklich tiefgreifend zu diskutieren.