Bankentag 2014 -- Joachim Gauck -- Rede gefällt Finanzelite
Peter Milger Peter Milger
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 Published On Apr 13, 2014

Der Präsident zitiert Henry Ford in Sachen Revolution, lobt und tadelt ausgewogen, versäumt aber, das Leid zu erwähnen, das viele Normalverdiener in der Finanzkrise erlittern hatten. Er dachte wohl, ein Bankentag ist kein Gedenktag für Opfer von Finanzspekulationen und betrügerischen Machenschaften beim Verkauf von Finanzprodukten. Der Bundespräsident erwähnte Geschädigte nur indirekt: Sie hätten eine Holschuld, will sagen, es wäre besser gewesen, sie hätten sich im Geld- und Banksystem schlau gemacht. Dass man ihnen oft Finanzprodukte andrehte, ohne auf die Risiken hinzuweisen, sie also falsch oder schlecht beraten hatte, erwähnte er nicht. Er wirft den geschädigten Kleinanlegern quasi vor, sie hätten etwa die Machenschaften der Lehman-Bank durchschauen müssen, obwohl die gesamte Finanzwelt, alle die mit Boni belohnten Banker völlig überrascht wurden, vulgo genau so dumm dastanden, wie die Sparer. Die These der Holschuld wird im Film makaber kommentiert: Opfer der Finanzkrise, besonders der Lehman-Pleite rufen vor Bankfilialen: Wir wollen unser Geld zurück. Viele der Demonstranten wurden ihr gesamten Ersparnisse gebracht -- ein paar harsche Worte des Staatsoberhaupts hätten ihnen gut getan. Nein, Gauck zieht es vor, die Branche zu hätscheln. Ein Teil der Presse hat es gemerkt. Allen voran SPIEGEL-Online. Zitat:

„Rede zur Finanzwelt: Gauck, der Banker-Versteher
Spiegel Online Stefan Kaiser, Berlin - Die Spannung war groß: Würde Joachim Gauck der Finanzelite auf dem Bankentag ins Gewissen reden wie seine Vorgänger? Ach was. Der Bundespräsident war so zahm, dass er in Sachen Kritik von den Bankern selbst überholt wurde ... Jürgen Fitschen konnte sein Glück kaum fassen, als er nach Joachim Gauck die Bühne betrat. Der Applaus der 800 Banker hallte noch nach. Einige Funktionsträger in den ersten Reihen waren sogar aufgestanden, um den Bundespräsidenten mit Standing Ovations zu feiern. Und auch Fitschen rang sichtlich nach Worten, um Gaucks Rede gebührend zu würdigen. Der Bundespräsident habe "uns aus dem Herzen gesprochen", jubelte der Co-Chef der Deutschen Bank und Präsident des Deutschen Bankenverbands schließlich. Er spüre "viel Unterstützung und Vertrautheit mit Ihrem Umgang mit unserem Thema".

Originalton Gauck

"Es hat sich inzwischen viel getan. Banken müssen heute mehr Eigenkapital vorhalten als vor der Krise. Neue Regeln sollen riskante Geschäfte kontrollierbarer machen. Mit Stresstests wird die Überlebensfähigkeit von Banken im Krisenfall überprüft. Nicht zuletzt haben viele Institute Fehler eingestanden, neue Geschäftsmodelle entwickelt und sich ethischen Fragen gestellt. Kein Zweifel: Die Branche befindet sich im Wandel."

"Banken, ich habe es eben erwähnt, haben hier eine Bringschuld. Aber Bürger haben auch eine Holschuld. Wer die Quellen unseres Wohlstands verstehen, persönliche Chancen nutzen und Risiken einschätzen will, der muss sich informieren und in Finanzfragen kompetenter werden. (...) Zum informierten Bürger gehört eine ökonomische Grundbildung. Studien belegen, dass viele Deutsche hier Nachholbedarf haben."

"Geht manche Regel gerade für kleine Banken, die nicht "systemrelevant" und kaum mit anderen Banken verflochten sind, vielleicht schon zu weit? Dazu kann es unterschiedliche Antworten geben. Eine, die mir persönlich sehr sympathisch ist, stammt von Karl Popper, dem Begründer des Kritischen Rationalismus. Er hat einmal gefordert, den freien Markt nicht als "ideologisches Prinzip" zu betrachten, sondern als eine Ordnung, die davon lebt, dass die Freiheit nur dort zu beschränken ist, wo es aus wichtigen Gründen notwendig ist. Er war sich bewusst, dass oftmals umstritten sein wird, wo genau die Grenze des Notwendigen verläuft. Diese Grenze in kluger und verantwortungsvoller Weise zu ziehen, das ist Aufgabe der Politik." Ende Zitat.


Der Präsident zitierte Henry Ford

„Es ist gut, dass die Menschen das Bank- und Geldsystem nicht verstehen, sonst hätten wir eine Revolution noch Morgen früh."

Was will Bundespräsident den Bankmanagern dami sagen? Seit beruhigt, da das System undurschaubar ist, braucht ihre keine Revolution zu befürchten? Oder will er den Bürgern sagen, bitteschön durchschaut es und legt dann los?


Der Satz könnte also nach vorn losgehen. Logisch gewendet. Peter Milger. http://www.milger.de/

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