Mit Gott und Gas - der erste Weltkrieg und der deutsche Idealismus
Peter Milger Peter Milger
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 Published On Jun 26, 2014

Doku. Den "Erzfeind" wie Ungeziefer zu behandeln, die eigenen Soldaten zu verbrauchen wie Munition, gilt für den 1. Weltkrieg bis heute nicht als Verbrechen sondern nur als Katastrophe bzw. Urkatastrophe. Eine Beschönigung. Kriege sind kein Naturereignis. Die deutsche Heeresleitung hat den Krieg gewollt, Kaiser Wilhelm II. hat zugestimmt und sich dabei auf die "Ehre" und all die gepredigten "heiligen" deutschen Werte berufen. Allein gewollt oder ausgelöst hat das Regime in Berlin den Krieg aber nicht. Die Anteile an der Verursachung sind nicht an Hand von moralische Kriterien zu ermitteln, daher dient Frage nach der "Kriegsschuld" auch nur der Ablenkung von dem aus deutscher Sicht unangenehmen Befund: Die Oberste Heeresleitung beging mit ihrer Verschleißstrategie ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Sie hätte weitergemacht, wenn ihr nicht das Menschenmaterial ausgegangen wäre. Bis zuletzt gab sie die Parole vom "Siegfrieden" aus und erhob Anspruch auf einen Teil der eroberten Gebiete. Soweit zu den "Idealen" der deutschen, vorwiegend adligen Militärkaste. Nach dem Krieg kam dieselbe mit der Propagandathese ihrer Unschuld durch, ermöglichte die Machtergreifung von Hitler, der ihr sofort zu einer Armee verhalf, die ihren Vorstellungen entsprach und mit der der zweite Anlauf begonnen werden konnte. Und wieder geführt im Namen der Ideale, die schon im ersten vorgeschoben worden waren und einiger neuer, die die Nationalsozilisten beisteuerten. Wieder mit Gott, aber nun für Führer, Volk und Vaterland. Und wieder geführt, bis das Material ausging. Aber diesmal setzte sich mit Hilfe der Sieger langsam die Erkenntnis durch, dass eine Verbrecherbande am Werk gewesen war, die auch das eigne Volk und Vaterland weitgehend ruiniert hatte.

Der Film vergleicht die Ideale, in deren "Geist" die Jugend des Kaiserreichs erzogen wurde und mit der Umsetzung in die Wirklichkeit im Krieg durch das Regime. Kanzel und Katheder priesen zwecks Wehrertüchtigung kriegerische Tugenden. Nationaler Idealismus als Doktrin, vulgo Gehirnwäsche: Ziel: Die Bereitschaft, das Leben als Held auf "dem Altar des Vaterlands" zu opfern. Vaterland, längst eine Verklärung zum Reich Gottes des „Deutschen Glaubens". Die Aufklärung, Immanuels Kants „Ewiger Friede", eine Gesellschaft der Weltbürger, ausgeträumt. Kants Aufruf: Nutze den eigenen Verstand, übertönt vom Hurragebrüll.

Mit Gott für Kaiser und Vaterland. Jesus Christus war schon beim ersten Kreuzzug zum obersten Kriegsherrn des Abendlandes ernannt worden. Jetzt nahm Gott selbst diese Stelle ein, nach seinem Übertritt zum Deutschtum. Den Germanen unterstellte Tugenden wie Treue bis in den Tod wurden Eckwerte des neudeutschen Vaterland-Kultes, diesem Mix aus Christentum, Rassismus, Deutschtümelei und preußischem Militarismus. Dazu gehörte die Vergötzung des Kaisers: Heil dir im Siegerkranz, lies er sich besingen. Anzeichen von Größenwahn zeichnen sich ab. Am deutschen Wesen soll die Welt genesen, ein gern hergesagter Vers.

Aber auch aus dem Bereich des Dichtens und Denkens wurden Werte und Ideale ins Feld geführt, für die es sich lohne zu kämpfen und zu sterben. Viele Gymnasiasten, Studenten und Bündische aus der Jugendbewegung meldeten sich freiwillig, weil sie glaubten, dem "Wahren, Schöne, Guten" in der Welt Geltung verschaffen zu können. Daher die Begeisterung als es losging.

Das Handeln der Heeresleitung widersprach eklatant vielen verkündeten Idealen Bei Kriegen, die im Namen Gottes oder des Guten begonnen werden ist das eben so und zwar zwangsläufig Das lehrt auch die jüngste Geschichte. Aber die, die das Gute wollen, denken leider immer wieder: Diesmal geht's gut. Am Ende werden aber immer Grenzen neu gezogen, Rohstoffe neu verteilt, Märkte erschlossen. Solche reale Sachen. Machthaber werden durch Machthaber ersetzt, die so weiter machen, wie ihre Vorgänger. Aber die Welt wird nicht besser. Schade, aber die Verhältnisse sind eben so. Peter Milger, die alte Unke. http://www.milger.de/

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