Dinkelscherben (A) Das Geläut von St. Anna und St. Simpert
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 Published On Nov 19, 2017

Ablauf: Renaissance-Glocke ab 1:40. Vollgeläut ab 5:16.

Der Markt Dinkelscherben liegt zwischen Augsburg und Günzburg am Flüsschen Zusam.
In seinem Zentrum steht die Baugruppe von Alter und Neuer Pfarrkirche samt dem Spital Mariä Himmelfahrt, bekrönt vom Kirchturm mit seinem originellen Abschluss aus dem Jahr 1580.
Er steht im Verbund mit der alten Pfarrkirche St. Anna. Diese ist teils im Kern spätgotisch, das Langhaus wurde 1717 durch Simpert Kramer erbaut, der Chor 1770 durch Joseph Bichlmayr erneuert.
Die Kirche ist ein Schmuckstück durch ihre Innenausstattung mit Stuck aus den beiden Bauzeiten (Barock und Rokoko) und Fresken von Joseph Christ, einem vorzüglichen Rokokomaler, der in der Region noch ein paar mal vertreten ist und dann einem Ruf nach St. Petersburg folgte. Im Hochaltar ist ein Bild des Allgäuer Nazareners Johann Kaspar von 1861, das Maria mit ihren Eltern zeigt.
Als sich in den 1960er Jahren die Kirche als zu eng erwies, hatte man tatsächlich erwogen, sie für einen Neubau ganz oder teils abzureißen! Zum Glück geschah das jedoch nicht und steht der schließlich nach Plänen von Reinhard Brockel und Erich Rudolf Müller 1978/79 errichtete dezente Neubau der Pfarrkirche St. Simpert ganz separat nordöstlich von St. Anna. Er enthält neben Werken des Bildhauers Friedrich Koller einige historische Figuren, die überwiegend aus Kapellen des Ortes stammen und hier gut zur Geltung kommen.

Das Geläut hat laut der Grassmayr-Tabelle die Töne d' - f' - b' - c'', wird aber auch einen Halbton höher angegeben. Die kleinste Glocke scheint hier nicht mitzuläuten und wird vermutlich nur solistisch gebraucht.
Zu hören ist im Video zunächst die historische Glocke allein, dann das Vollgeläut. Für die große Glocke wurde 2009 ein eigener Glockenstuhl im Freien gebaut, da sie für den Turm auf lange Sicht zu schwer war und nicht mehr benutzt werden hätte dürfen.

1. Sebastiansglocke, auch Gefallenenglocke, 1600 kg, Ø 138 cm. Gegossen 1949 von den Gebrüdern Gebhard in Kempten, seit 2009 im Freien vor der Kirche aufgehängt, mit Linearantrieb.
2. 960 kg, Ø 119 cm. Gegossen 1579 von Hans Frey (Frei) in Kempten durch Stiftung von Wolfgang Andreas Rem von Kötz.
3. St. Anna; 350 kg, Ø 85 cm. Gegossen 1927, wohl von Ulrich in Kempten.
4. St. Afra; 250 kg, Ø 75 cm. Gegossen 2006.
5. St. Sebastian; 177 kg, Ø 65 cm. Gegossen 2006.

Inschriften:
Glocke 1: "O heiliger Sebastian / was Christ sein heißt zeigst du uns an / Dem Herren treu sein bis zum Tod / Dem Nächsten helfen in der Not." Darüber Relief des hl. Sebastian.
Auf der Rückseite: Den Toten der beiden Kriege / 1914-18 und 1939-45 / zum Gedächtnis.

Glocke 2: Schulterinschrift: Et verbum caro factum est. Ecce crucem Domini, fugite partes adversae, vi[n]cit leo de tribu Juda, radix David, alleluja. Hagios o theos, hagios ischiros, hagios athanatos, eleison ymas, et libera nos a grandine, fulmine et tempestate.

Am Schlagring: ZV GOTES EHR VND ANDACHTSACHEN / HAT MICH HERR WOLFGANG ANDEREVS REM VON KETZ LASSEN MACHEN. / DARVM SCHREI ICH MIT HELLEM KLANG, DAS REICH VND ARM GEN KIRCHEN GANG.

Reliefs: auf den Flanken: Wappen des Domkapitels (Muttergottes), darunter in einer Rollwerkkartusche die Jahreszahl 1579; Krönung Mariens.
Wappen von W.A. Rem von Kötz, darunter in querovaler Rollwerk-Kartusche mit Engelskopf Gießer-Inschrift: „Hans Frei zuo Kempten hat mich gosen 1579“; Darstellung Johannes des Evangelisten.

Quellen: Dehio Handbuch Schwaben, Glockenatlas Bayr. Schwaben und Inventar der Diözese Augsburg.
Aufnahme: 1.11. 2017 (Vielen Dank fürs Mitläuten der großen Glocke!)

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