Die Kamille (T.: Theodor Kramer/ M.: Heinrich Herlyn)
Heinrich Herlyn Heinrich Herlyn
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 Published On Jun 4, 2024

Die Kamille

Wo die leeren Stockgeleise*
sich ins Nutzland wie ein Keil
schieben, blüht aus Schutt und Rille
kiesgesäuert die Kamille
um die Schwellen blass und heil. tan.

Dünner Rauch steigt aus den Schloten,
dumpf verschwebt der Pfiff der Bahn;
keiner von den vielen Funken,
die ins spröde Gras gesunken sind,
hat ihr noch was getan.

Willst du mich am Abend sehen,
warte nicht im Stiegenhaus;
komm im ersten leichten Schatten,
der die Holpern längst der Latten
schwach noch sehen lässt, hinaus.


Scherbenzaun, Gestäng und Halle
sind im Finstern mir nicht fern;
einsam weist die lange Reihe
der Signale grün ins Freie
und am Himmel schwingt ein Stern.
Rührst du leicht an meine Schulter;
steht ein Schein blass auf und glüht;
und ich pflück dir in der Stille,
die süß duftet die Kamille,
die für uns verschattet blüht.

(* Nebengleis,

www.heinrich-herlyn.de

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