Uli Hoeneß der Patriarch Doku D 2015 ZDF Film (ganzer Film)
Marco Marco
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 Published On Aug 29, 2015

Das ZDF hat die Lebensgeschichte von Ex-Bayern-Boss Uli Hoeneß in einem Doku-Drama nacherzählt. „Uli Hoeneß – Der Patriarch“ zeigt, wie ein Mann sich völlig überschätzt hat. Und dass da keiner war, der gesagt hätte: Es reicht.

Ein bayerisches Idyll. Hoch über Bad Wiessee, gleich neben dem Lokal „Freihaus Brenner“ und gerahmt von Wäldern und Kuhwiesen, hat Uli Hoeneß von seinem Haus einen Panorama-Blick über den Tegernsee. Wir sehen einen Rückblick mit Schauspielern: Die Würstl sind knusprig, der Enkelsohn ist gerade wach – ein wunderbarer Familien-Tag, meint man. Einer sitzt drinnen und hackt auf die Tasten seines Pagers. „Kommst du?“, fragt Florian Hoeneß. „Gleich“, brummt der Vater. „Du zockst!“, wird der Sohn heftig. Die Mutter will einen konfliktfreien Grill-Tag. „Schau’ ihn dir doch an“, schreit der Sohn. „Er kann nicht anders.“
Master of Tegernsee

Es ist eine eindringliche Szene im ZDF-Doku-Drama „Uli Hoeneß – Der Patriarch“. Sie zeigt, was ein Ex-Banker in diesem Film aus Original-Bildern und Spiel-Sequenzen sehr treffend formuliert: „Es ist dieses Master of the Universe-Gefühl“, das habe Hoeneß für sich selbst reklamiert. Und auch das: „Es war keiner da, der mal gesagt hätte: ,Es ist genug!’“
50 Pfennige für den Antreiber

Natürlich ist es noch heute irre, das zu sehen und also auch wieder zu hören. Wie aus den anfangs 3,5 Millionen Euro Steuerschulden plötzlich im Gerichtssaal mehr als 20 Millionen werden. Derselbe Hoeneß hat sich als Schüler in der Metzgerei seines Vaters 50 Pfennige aus der Kasse nehmen dürfen für eine gute Note.
Gute Noten hatte er viele. „A Gscheidle“, wie eine Kundin der Fleischerei in Ulm zu ihm sagt. „Ein Antreiber“, wie es später im Fußball über ihn heißt. Kein brillanter Techniker, aber ein Alpha-Mann.
Metzger, bleib bei deinen Schweinehälften!

Schön gefilmt, schön erzählt ist dieses Film-Porträt. Es zeigt, dass Hoeneß ein Macher ist, schon als Jugendlicher. Wie er dem Vater erzählt, dass man Wurst nicht grammweise verkaufen müsse, sondern zentnerweise. Er hat es gemacht. Eine große Wurstfabrik gehört ihm heute. Aber der Satz, den sein Vater ihm einst gesagt haben soll, lässt aufhorchen: „Wir geben nur aus, was wir haben.“ Heißt: Metzger bleib bei deinen Schweinehälften! Der Sohn hat sich anders entschieden.
Die Schweizer Berge, die Schweizer Konten

„Die Berge in der Schweiz sind sehr schön“, soll er als junger Profi-Kicker seinen Kollegen gesagt haben. Die schwarzen Konten sind schöner. Während die anderen Fußballer Karten spielen und Bier trinken, macht Uli Hoeneß aus Geld sehr viel mehr Geld. Die Geld-Welt, sie ist nicht gut genug. „Alles wird gut“, beschwichtigt der FC Bayern-Präsident seine Frau, als 2013 die Steuerfahndung frühmorgens ins Haus kommt.

Das Ehepaar Hoeneß ist noch in Morgenmantel und Puschen. „Scheiße“, schreit der Film-Hoeneß, als er sich im Schlafzimmer um Kleidung für Vernehmung und Untersuchungshaft bemühen soll. Kurz davor hat sich Kanzlerin Merkel um Hoeneß bemüht. Weil er eine interessante Stimme des Volkes war. Einer, der „Anstand, Haltung und persönliche Verantwortung“ für sich in Anspruch nimmt.
Er hilft. Aber widersprich nicht!

Uli Hoeneß hat viel Geld gespendet, vielen Bayern-Spielern auch privat geholfen. Er sei, so sagt der Film auch, ein Patriarch. „Er hilft dir, du darfst ihm nur nicht widersprechen.“

Leider ist der Ausnahme-Schauspieler Thomas Thieme nicht der Richtige, um Hoeneß darzustellen. Zu alt, zu dick, zu wenig agil. Zwischen echten Szenen und Spielfrequenzen sind zu viele Leerstellen.
Das Ende kennen wir. Gefängnis. Verurteilt zu drei Jahren und sechs Monaten. Eine Erklärung liefert Annette Ramelsberger von der „Süddeutschen Zeitung“: Uli Hoeneß habe bei Gericht auf einem „Terrain gespielt, das er nicht kannte“. Es sei, sagt sie, „als muss der Fußballer plötzlich Wasserball spielen“. Ein Untergang war es.

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