Tscherkassy (Ukraine) -- Vitaly Nechaew war ein Sorgenkind. Während seinen ersten drei Lebensjahren sprach er nicht ein Wort. Heute, mit neun, spricht er als Universitäts-Dozent vor Studenten. Und ist, na klar, ein Wunderkind!

Mit drei Jahren begann Nechaew auch zu lesen. Er las und las -- am liebsten historische und geografische Fachliteratur. „Er ist ein ungewöhnlicher Junge", so beschreibt ihn seine Mutter.

In einem Vortrag an der ukrainischen Universität Tscherkassy (siehe Video) doziert Vitaly über die Kiewer Rus, einem mittelalterlichen Großreich. Er muss sich auf einen Stuhl stellen, damit er mit dem Zeigestock an der geografischen Karte aufzeigen kann, wie das Reich bei der mongolischen Invasion im Jahr 1223 zersplitterte.

„Ein einzigartiger Fall"

Die Studenten lauschen gebannt, und auch Geschichtsprofessor Anatoliy Kuzminsky ist von seinem jungen Kollegen schwer begeistert: „Das ist ein einzigartiger Fall. Er hat noch ein junges Gehirn und ist jetzt schon so gebildet."

Und das, obwohl er krankheitsbedingt nur unregelmäßig die Schule besuchen kann. Mit seiner Mutter und Schwester lebt er in einem kleinen Haus in der ukrainischen Stadt Swenyhorodka, rund 250 Kilometer von Kiew entfernt.

Doch seine intellektuelle Leidenschaft stärkt auch seinen schwachen Körper: „Ich denke, dass ich im nächsten Semester wieder an der Universität unterrichten werde. Ich werde interessante Themen vorbereiten, aber zuerst muss ich dafür sorgen, dass ich dafür genug Kraft habe."