Meschede, Friedenskirche der Benediktinerabtei Königsmünster - Plenum
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 Published On Feb 27, 2019

1928 entsandte die Kongregation der Missionsbenediktiner von St. Ottilien 10 Mönche ins Sauerland, um in der Stadt Meschede ein Kloster zu gründen und die Leitung der Rektoratsschule zu übernehmen. Das junge Kloster wurde 1932 zum Priorat und 1956 zur Abtei erhoben. Vom geplanten, vierflügeligen Klosterbau wurde 1934 nur der Südflügel vollendet, der 2. Weltkrieg setzte dem Bau durch Enteignung des Klosters und Vertreibung der Mönche ein vorübergehendes Ende. Nach dem Krieg erholte sich das Kloster schnell und eine bis in unsere Tage andauernde, rege Bautätigkeit setzte ein.

Am 1. September 1964 konnte die ab 1961 nach Plänen des Kölner Architekten Hans Schilling erbaute Abteikirche als Friedenskirche geweiht werden. Während des 2. Vatikanischen Konzils geplant und gebaut, nimmt die Kirche bereits viele Aspekte der sich abzeichnenden Liturgiereform auf. Aus Platzgründen kann hier auf die sehr sinnreiche, schlichte und hochwertige Gestaltung und Ausstattung nicht eingegangen werden. Liturgiegeschichtlich ist die Friedenskirche für unser Land insofern von Bedeutung, als dass der Weihegottesdienst bereits als erste Konzelebration der anwesenden Priester in Deutschland überhaupt gefeiert wurde. Seit diesem Tag wird jedes Konventamt der Mönche in Konzelebration gefeiert, die im Klausurbereich liegenden, kapellenartigen Nischen des Kreuzganges zur Privatzelebration sind nie „in Betrieb gegangen“. Noch heute wird die Liturgie in Königsmünster einerseits von Schlichtheit und Strenge, andererseits von einer geradezu avantgardistisch-offenen Spiritualität geprägt. Symbolhaft ist die Nutzung der beiden 32,5 Meter hohen Türme. Der „Ostturm“ dient in seiner ganzen Höhe als Raum der Anbetung des im Sakrament gegenwärtigen Herrn und hat eine ganz außergewöhnliche Akustik, der „Westturm“ dient mit zugeordnetem Ambo, dem „Magnificat“ der Marienkapelle, der Orgel und dem Geläut ganz der Verkündigung.

Am 10. Juli 1964 wurde in der Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher unter Hans Hüesker das neue Geläut aus 6 Glocken für die Friedenskirche gegossen, Abt Harduin Bießle weihte die Glocken am 26. Juli 1964, das Geläut dürfte dann zur Kirchweihe zum ersten Mal erklungen sein. 2002 wurde das Geläut mit einer weiteren Glocke aus Gescher (Hans-Göran Hüesker) zum Idealseptett ergänzt. Alle Glocken zeigen an der Schulter die Patronatsinschrift, ergänzt durch einen ausdeutenden Vers aus der hl. Schrift oder der Benediktsregel auf dem Wolm, sie tragen Patronatsmedaillons und das Wappen der Abtei, die große Glocke das Wappen der Stadt Meschede. Über die Glocke von 2002 liegen dem Autor so gut wie keine Daten vor. Die 6 Glocken von 1964 sind unkorrigiert. Das Geläut hängt in einem insg. 17 Meter hohen Stahlglockenstuhl an den üblichen „Wäscheklammer“-Holzjochen. Die klanglich überaus günstige, 5-eckige Glockenstube, auch im Inneren mit Mauerwerk errichtet (Beton also nur an Boden und Decke) bewirkt eine eindrucksvolle Klangmischung. Die sparsam angeordneten Schallschlitze entlassen den Klang, architektonisch bedingt, „um die Ecke herum“ aus dem Turm, so dass nur wenig Direktschall ans Ohr dringt. Ein wirklich prachtvolles Klangerlebnis! Das hier zu hörende, ungeordnete Ausläuten hat in Königsmünster Tradition, der Autor kennt es seit gut 40 Jahren nicht anders. Beim bis 2002 manuellen Schalten wurde von groß nach klein abgeschaltet, was bei ungebremst ausläutenden Glocken kaum gelingen kann, die jetzige Automatik schaltet offensichtlich alle Glocken gemeinsam oder in zu schneller Folge ab.

Geläutedaten (Name = Schulterinschrift):

1. CHRISTUS KÖNIG DES WELTALLS
h° =0, 1680 mm, ca. 2900 kg

2. ST. MICHAEL BANNERTRÄGER DES FRIEDENS
d‘ =0, 1400 mm, ca. 1700 kg

3. + MARIA UNSERE LIEBE FRAU VOM BERGE
e‘ =0, 1240 mm, ca. 1200 kg

4. ST. BENEDIKT VATER DER LOBPREISENDEN
fis‘ +1, 1090 mm, ca. 800 kg

5. ST. PETER HÜTER DER KIRCHE (Glocke von 2002)
g‘, ca. 1000 mm, ca. 680 kg

6. ST. BONIFATIUS KÜNDER DER FROHEN BOTSCHAFT
a‘ +2, 915 mm, ca. 450 kg

7. ST. ANTONIUS RUFER ZUR STILLE IN GOTT
h‘ +2, 810 mm, ca. 330 kg

Aufnahme: F.T., Pfingstsamstag, 07.06.2014, Hauptläuten zur Vigil vom Hochfest des hl. Geistes ab ca. 19.52 Uhr.

S/W-Fotos: veröffentlicht in Padberg und Jahresbericht – siehe Quellenangaben.

Video-Thumbnail: unveränderte Übernahme aus commons.wikimedia.org, Friedhelm Dröge 2009

Alle anderen Fotos eigener Provenienz.

Genutzte Quellen/Literatur:

Jakob Schaeben: Gutachten über das Geläut der Abteikirche, Euskirchen 07.01.1965

Abtei Königsmünster (Hrsg.): P. Christoph Steppich OSB: Königsmünster – Die Abteikirche (Kirchenführer), Bonifacius-Druckerei Paderborn, o. J. (nach 1971)

Abtei Königsmünster (Hrsg.): Jahresbericht „Königsmünster ´95“, Meschede 1996

Sparkasse Finnentrop (Hrsg.): Magdalena Padberg: Glocken im Sauerland, Bonifatius-Druckerei Paderborn 1983

Netzseite der Abtei/Abschnitt zur Klostergeschichte, abgerufen am 26.02.2019: https://www.koenigsmuenster.de/abtei-...

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