In Memoriam Peter Simonischek - ORF 30. Mai 2023
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 Published On May 30, 2023

Peter Simonischek ist tot - 1946–2023

Der bekannte Theater- und Filmschauspieler Peter Simonischek ist tot. Der gebürtige Grazer verstarb in der Nacht auf Dienstag im Alter von 76 Jahren. Das bestätigten die Bundestheater. Brilliert hatte der Charakterdarsteller in den großen Dramen am Theater genauso wie in leichteren Komödien vor der Kamera.

Immer wieder wechselte er zwischen dem Theater und dem Film. Den Höhepunkt seiner Filmkarriere erreichte er mit seiner Hauptrolle in „Toni Erdmann“ (2016). Für die Verkörperung eines alternden, kauzigen Musiklehrers, der die Liebe seiner Tochter (Sandra Hüller) gewinnen möchte, wurde er zu den Filmfestspielen in Cannes 2016 eingeladen und als bester Schauspieler mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet.

Neben zahlreichen Filmen war er auch immer wieder in TV-Serien, etwa bei „Stockinger“, „Tatort“ und „Der Alte“, zu sehen. Zuletzt war er bei der Auswahl seines Engagements für die Arbeit vor der Kamera wählerischer. „(…) etwas Belangloses zu machen, auch wenn es ganz schöne Rollen sind, da ist es schade um die Zeit, wenn man so alt ist wie ich“, sagte er erst vor wenigen Wochen in einem Interview mit der APA anlässlich seines letzten Films „Der vermessene Mensch“, der Ende März in die Kinos kam.

Unter der Regie von Peter Stein stand Simonischek (l.) für „Nicht Fisch nicht Fleisch“ 1981 auf der Berliner Schaubühne
Peter Simonischek als Jedermann und Veronica Ferres als Buhlschaft, 24. Juli 2002 im Rahmen der Salzburger Festspiele

Als Prospero spielte Simonischek in William Shakespeares „Der Sturm“ auf der Pernerinsel bei den Salzburger Festspielen 2016
Peter Simonischek, 2016 in Cannes

In „Toni Erdmann“ spielte Simonischek die Hauptrolle. Dafür gab es 2016 eine Einladung zu den Filmfestspielen in Cannes.
Peter Simonischek, Preisträger für „Herausragende Leistungen im Film- & Fernsehbiz “, am Samstag, 22. April 2017, im Rahmen der „Romy Gala 2017“ in der Wiener Hofburg

Simonischek wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Die Platin-Romy erhielt er 2017 für sein Lebenswerk.
Peter Simonischek als Mokij Parmenowitsch Knurow und Nicholas Ofczarek als Sergej Sergejewitsch Paratow während einer Probe des Stückes „Schlechte Partie“ am 21. Oktober 2017 am Wiener Burgtheater

Parallel zu seinen Bühnenauftritten war er bereits ab den 80er Jahren stets auch auf der Leinwand und im TV zu sehen. Er spielte etwa in Axel Cortis „Herrenjahre“ (1983), in Margarethe von Trottas „Fürchten und Lieben“ (1988) und in „Gebürtig“ von Lukas Stepanik und Robert Schindel (2002).
Schauspieler statt Zahnarzttechniker

Simonischek wurde im Laufe seiens Lebens mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter eine Platin-Romy für sein Lebenswerk, der Grimmepreis, eine Ehrenmitgliedschaft am Burgtheater; und zuletzt wurde ihm im vergangenen Jahr die Ehrendoktorwürde der Kunstuniversität Graz verliehen.

Aufgewachsen war Simonischek in der Oststeiermark. Er studierte zunächst an der Technischen Hochschule in Graz und begann auf Wunsch seines Vaters, Zahnarzt von Beruf, eine Zahntechnikerausbildung. Er wechselte aber bald für seine Schauspielausbildung an die heutige Kunstuniversität Graz, damals Akademie für Musik und darstellende Kunst.
Zwei Jahrzehnte in Berlin

Nach Engagements am Grazer Schauspielhaus, in St. Gallen und Bern in der Schweiz war er von 1979 bis 1999 Ensemblemitglied an der Berliner Schaubühne unter der Leitung von Peter Stein und danach Andrea Breth. Zu Österreich hielt er vor allem bei den Salzburger Festspielen etwa in Peter Handkes „Prometheus, gefesselt“ und in Anton Tschechows „Kirschgarten“ Kontakt.

1999 wechselte er unter der Direktion Klaus Bachler vollständig nach Österreich ins Ensemble des Burgtheaters. Acht Jahre, von 2002 bis 2009, stand er zudem als Jedermann bei den Salzburger Festspielen auf der Bühne.
„Lüge ist in Österreich Kultur“

Bei seiner Rückkehr von Berlin nach Österreich habe er wieder umlernen müssen, sagte er einmal in einem Interview mit der „Berliner Zeitung“: „In Berlin kann man das, was gesagt wird, gerne für bare Münze nehmen. Damit ist man in Österreich ganz schlecht beraten, weil man ganz selten zu hören kriegt, was die Leute wirklich denken.“
Peter Simonischek

Den Berlinern bescheinigte Simonischek mangelnde Umgangsformen, den Wienern mangelnde Wahrheitsliebe: „Die Konvention (in Österreich, Anm.) ist: lügen ohne Not. Die Lüge ist in Österreich Teil der Kultur, (Arthur) Schnitzler wäre gar nicht denkbar ohne die Kultur der Lüge.“

Simonischek war seit 1989 in zweiter Ehe mit seiner Kollegin Brigitte Karner verheiratet und hinterlässt mit ihr zwei Söhne. Sein Sohn Max Simonischek aus erster Ehe mit Charlotte Schwab trat als Schauspieler in die Fußstapfen seines Vaters.

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red, ORF.at/Agenturen

https://orf.at/stories/3318482/

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