Normalerweise findet ihr an dieser Stelle einen Lobgesang auf die MediMeisterschaften, auf den Zusammenhalt, den Respekt und die Kreativität, die wir mit so vielen von euch jedes Jahr aufs Neue teilen dürfen.

Drei Jahre nach unserem letzten Abenteuer in Obermehler wollen wir aber stattdessen einige Vorkommnisse der diesjährigen Medis mit euch besprechen.

In den letzten Tagen haben uns einige sehr emotionale Nachrichten von euch bezüglich der Sanitärsituation erreicht. Hierzu beziehen wir gerne sachlich und transparent Stellung. Es tut uns leid, dass ihr an den Sanitäranlagen so lange anstehen musstet. Vor allem weil wir uns im Vorhinein so viele Gedanken dazu gemacht haben, wie wir das Angebot vergrößern und verbessern können. Diejenigen, die schon mal in Obermehler gewesen sind, werden gemerkt haben, dass wir zum ersten Mal Leitungen auf die Landebahn gelegt haben, um auch dort Spültoiletten und Duschen anbieten zu können. Bei gleicher Anzahl der Teilnehmer*innen haben wir die Spühltoiletten und Urinale um 35% aufgestockt. Auch die Anzahl an Duschen und Öko-Mobiltoiletten haben wir hochgefahren.. Unsere Kosten haben sich dabei im Vergleich zu 2019 mehr als verdoppelt. Umso ärgerlicher war es dann auch für uns, dass wir ab Freitag nur noch die Hälfte betreiben konnten, weil die kommunalen Wasserspeicher der gesamten Region leergesaugt waren, trotz eigener, riesiger Frischwassertanks. Dabei war die Schließung von Duschen und Toiletten keinesfalls eine Entscheidung von uns aus dem Bauch heraus, sondern vielmehr eine behördliche Anordnung, da Anwohner*innen der umliegenden Dörfer kein Trinkwasser mehr hatten. Auch hierzu mal etwas Konkretes: Unser Wasserverbrauch hat im Vergleich zu 2019 um ca. 30% zugelegt. Das hat uns, zusammen mit der extremen Dürre der letzten Wochen in eine Bredouille gebracht. Fazit: Wir werden unser Konzept überarbeiten und die Fehler weiter analysieren, um zu verhindern, dass so etwas nochmal passiert. Wir nehmen eure Kritik sehr ernst, vor allem, wenn sie sachlich und konstruktiv formuliert ist. Gemeinsam mit euren UniOrgas arbeiten wir unermüdlich daran, die MediMeisterschaften jedes Jahr ein Stück professioneller zu machen.

Und nun noch zu einer Sache, die uns ebenfalls sehr am Herzen liegt. Wir freuen uns unheimlich, dass die Medis auch in diesem Jahr für viele von euch das Highlight des Jahres waren. All die überglücklichen Gesichter auf der Landebahn zaubern auch uns ein Lächeln auf die Lippen. Die Medis verbinden uns wie kein anderes Ereignis innerhalb unseres Berufs. Menschen lernen sich kennen, Freundschaften und Liebesbeziehungen entstehen, des Öfteren auch schon gefolgt von Hochzeiten und Nachwuchs. Doch neben all diesen wunderschönen Aspekten gibt es leider auch Schattenseiten, die wir von Jahr zu Jahr verstärkt wahrnehmen. Viele von uns begleiten die MediMeisterschaften jetzt schon seit vielen Jahren und somit haben wir gute Vergleichswerte. Leider mussten wir auch in diesem Jahr wieder vermehrt die mutwillige Zerstörung von Kreativarbeiten und Eigentum, das aktive Stören und Verzögern der Sportturniere sowie, und ja, das gehört leider auch zur Wahrheit, vermehrt Berichte von sexuellen Übergriffen und K.O.-Tropfen-Vorfällen feststellen. Zum Schutz der betroffenen Personen möchten wir dazu keine Details preisgeben, aber es ist eine Entwicklung, die uns wirklich Sorgen bereitet. Im Großen und Ganzen können wir hier schon von einer schleichend zunehmenden Verrohung sprechen.

Neben diesen unschönen Beobachtungen nehmen wir aber natürlich wahr, dass der Großteil von euch die Regeln und Werte unserer kleinen Sommer-Oase achtet und den Mitmenschen mit Respekt und großer Hilfsbereitschaft gegenübertritt. Auch in diesem Jahr haben wir viele engagierte Köpfe dazu gewonnen, die die Medis bereichern und mit viel Elan und Leidenschaft voranbringen. Zu sehen, wie sich jedes Jahr neue großartige Projekte und Initiativen rund um die Medis bilden, erfüllt uns mit Stolz!

Zum Abschluss haben wir daher folgende Botschaft:

Mit euren Uni-Orgas haben wir es gemeinsam in der Hand, in welche Richtung sich die MediMeisterschaften in Zukunft entwickeln und welches Bild wir nach außen malen möchten. Durch unsere Ausbildung und unseren Beruf haben wir eine besondere Verantwortung gegenüber Menschen, die sich in einer hilflosen Situation befinden. Lasst uns bitte gemeinsam dafür Sorgen tragen, dass die Werte hinter #NURLiebe, Gemeinschaft, Respekt und Kreativität weiterhin hochgehalten werden und sich nicht zu einer leeren Hülle entwickeln. Sowohl auf als auch weit weg von der Landebahn.

Wir sind die Medis, die Medis seid ihr.

#NURLiebe

… und bis zur nächsten Heimkehr in Obermehler (Psst, 08. – 11. Juni 2023).


Hinter der Kamera Fabio - Fotograf und Filmemacher, Otto Entzeroth & Manuel Weber von Gewitter Film und Quirin Bellmann (@quirin.bellmann)

Schnitt und Postproduktion: Quirin Bellmann (@quirin.bellmann)

Foto im Thumbnail von Dustin (@van.prime)