200 Jahre „Völkerschlacht" bei Leipzig, 100 Jahre Denkmal - feiern?
Peter Milger Peter Milger
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 Published On Aug 8, 2013

Ein Jubiläum? Wem gilt der Jubel? Das Treffen von Leipzig 1813: 600.000 Mitwirkende, ca. 90.000 Tote. Die Truppen unter Napoléon werden vernichtend geschlagen. Hauptgewinner sind der Zar von Russland, der Kaiser von Österreich und der König von Preußen. Der 200. Jahrestag steht an. Noch immer ist die Rede von „Völkerschlacht" und „Befreiungskrieg". Es ist die Begriffsbildung der Sieger, völkischer Historiker. Wie aber erging es den Völkern, wer wurde befreit?

Vorgeschichte. Schlachtfeld Europa. Spanischer Erbfolgekrieg. Von 1701 bis 1714 füllten die Militärs der Herrscher von Gottes Gnaden die Friedhöfe und Krankenhäuser Europas, weil dem spanischen Königshaus kein Mann entsprossen war. Auch das zum Königreich Preußen aufgerückte Brandenburg mischte mit. Größere Gewinne machte niemand. 1740 fällt Preußens König, Friedrich der II., in Schlesien ein, nachdem eine Frau, Maria Theresia, es geerbt hatte, als Teil Österreichs. Der Preußenkönig meinte, auch er habe gewisse Rechte an Schlesien. Zwei Schlesische Kriege und der 7jährige Krieg mussten erlitten werden, 20 Jahre lang, damit Preußen eine Großmacht werde. Zwischendurch plauderte er mit Voltaire, er sah sich als aufgeklärter Herrscher. Friedrichs Soldaten und Steuerzahler hielten durch. Nach 20 Jahren Krieg wurde Schlesien endgültig preußisch Die Untertanen blieben Untertanen -- von wegen Aufklärung. 1776. Der erste große Feudalherr wird in Amerika vom Sockel gestoßen: König George III. von England. Der Kongress der Vereinigten Staaten erklärt die Menschenrechte und die Unabhängigkeit von England...Also Krieg, was sonst. England schickt seine Söldner, deutsche Feudalherren stellen Kontingente ab. Die Fürstenknechte kämpfen routiniert, aber ihre Gegner, Freiwillige, freie Bürger, verteidigen erfolgreich ihre Revolution, die Demokratie obsiegt über die Adelsherrschaft. "Alle Menschen sind von Natur aus gleich." Nicht alle. Auch die demokratischen Siedler nahmen den sogenannten Rothäuten das Land weg. Nur alle Weißen sind gleich.
Paris, 1789. Die Behauptung, Gott habe die Fürsten eingesetzt, ist offenbar aus der Luft gegriffen. Freiheit, Brüderlichkeit... den Feudalherren fährt der Schreck in die Glieder. Und erst GLEICHHEIT! Thron und Altar wanken, der Absolutismus steht am Abgrund. Das bedeutet Krieg, was sonst. Österreich und Preußen fordern schon 1791 die Wiederherstellung der Monarchie in Frankreich. Dann lassen sie ihre Truppen aufmarschieren. Die Freiwilligen der Revolutionsarmee setzen sich durch. Das Gefecht von Valmy wurde berühmt, weil Goethe in der Nähe war. Preußen und Österreich müssen im sogenannten ersten Kolalitionskrieg klein beigeben. Unter Napoléon schlagen die Franzosen auch im zweiten Koalitionskrieg die Söldner der Monarchen aus dem Feld. Dritter Koalitionskrieg. Zar Alexander und Kaiser Franz I. haben mehr Truppen mitgebracht als Napoléon. Doch Gott steht erneut den Gottlosen bei. Fran muss die Krone Karls des Großen ablegen, große Trauer kam nicht auf. Napoléon macht sich an die Neuordnung Europas, mit Kanonen und einem Gesetzbuch: Alle sind vor dem Gesetz gleich. Der Code Civile wird in den von Frankreich annektierten Ländern eingeführt. Herbst 1806. Preußen erklärt Frankreich den Krieg. Napoléons Offiziere sind fähig, die preußischen sind meist über 60, aber dafür adlig. Nach der Niederlage von Jena und Auerstedt hat Preußen momentan keine Armee mehr. Nun machte Napoléon den entscheidenden Fehler, es mit dem russischen Winter aufzunehmen. Nur klägliche Reste der Grande Armée und der Rheinbundtruppen überstanden den Rückzug aus Rußland. Napoléon schien überwindbar zu sein. 1813 trafen sich alle zur Völkerschlacht bei Leipzig. Das Denkmal will uns sagen, daß sich hier die Völker von Napoléon befreit haben. "Befreiung" hieß nämlich die Parole, unter der sämtliche Obermonarchen ihre Corps gemeinsam gegen die geschwächte Truppe Napoléons marschieren ließ. Auch freiwillige bürgerliche Idealisten kämpften mit - um die Herrschaft ihrer eignen Despoten wiederherzustellen. Sie schafften es. Um Pannen wie die französische Revolution auszuschließen, gründeten der russische Zar, der Kaiser Österreichs und Preußens König die "Heilige Allianz". Zum Chef ihres Vereins ernannten sie die Güte selbst: Jesus Christus. Es wurde ein langer Weg für die Demokraten. Zensur, Spitzel, Festungshaft. Wer von nun an für Befreiung eintrat, nämlich vom Fürstenjoch, lebte gefährlich. Größere Zusammenrottungen von Nationalen, Liberalen, Demokraten löste das Militär auf... Es wurde ein langer Weg... 1913. Leipzig. Kaiser Wilhelm weiht einen gigantischen Steinkoloss ein, zum Gedenken an den Sieg über Napoléon. Das war konsequent. Schließlich verdankt er dem Ausgang des Gemetzels sein Kaisertum. Peter Milger.
http://www.milger.de/

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