Wie junge Jüdinnen ihre Identität neu erfinden | WDR Doku
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 Published On Aug 25, 2022

Was bedeutet es heute, als junge Frau in Deutschland jüdisch zu sein? Wie schwer wiegt die Tradition des Judentums und welche Rolle spielt der Glaube? „Menschen hautnah“ begleitet die Bloggerin Linda, die angehende Grundschullehrerin Rina und Helene, die sich gerade zur Rabbinerin ausbilden lässt. "Wenn ich erzähle, dass ich Rabbinerin werde, schauen die Leute mich oft völlig ungläubig an. Ja, ich mache das, ja, ich bin eine Frau, ja, es gibt noch nicht so viele von mir." Helene Braun bezeichnet sich als liberale Jüdin und besucht neben ihrem Studium in jüdischer Theologie das Abraham Geiger Kolleg in Potsdam. Einen selbstbestimmten Weg zu gehen, darin wurde Helene schon früh gestärkt. „Meiner Mutter war das wichtig. Dazu gehörte neben den jüdischen Traditionen und dem Glauben auch, dass ich als Frau im Selbstverständnis aufgewachsen bin, das Gleiche tun zu können wie ein Mann.“

"Wenn ich an Schabbat mein Handy ausschalte und auf Elektrizität komplett verzichte, habe ich nicht das Gefühl mich einzuschränken – im Gegenteil: Ich fühle mich frei und entspannt und genieße es, mich ausschließlich auf Familie und Freunde zu konzentrieren." Rina ist 29 Jahre alt und lebt als gläubige Jüdin in einer streng orthodoxen Gemeinde. Und das obwohl sie bereits geschieden und alleinerziehende Mutter ist. "Ich habe meinen Mann nur wenige Male vorher durch das Engagement meines Berliner Rabbiners kennengelernt. Wir haben dann sehr schnell geheiratet." Die Perücke, die sie als verheiratete Jüdin damals trug, liegt immer noch in ihrem Schrank. "Ich werde wie-der Perücke tragen, wenn ich noch Mal heirate, und das habe ich fest vor." Rina lebt ein modern-orthodoxes Judentum. Die Regeln und Gesetze der Thora befolgt sie konsequent und aus Überzeugung, trotzdem sieht sie sich als fortschrittliche und selbstbestimmte junge Frau. Es ist nicht immer leicht, die beiden Welten miteinander zu verbinden - oft muss sie sich rechtfertigen. Selbst ihre Mutter reagierte zunächst skeptisch, als Rina mit 16 entschied, religiös zu leben, und kurz darauf von Dortmund in die Großstadt zog.
Linda Rachel Sabiers wurde bekannt durch ihre Kolumne über jüdisches Leben im Magazin der Süddeutschen Zeitung. "Klar habe ich mich gefragt: Soll ich das machen? Ich will ja nicht immer die Rolle der Dauerjüdin spielen, aber andererseits kann ich ja auch nur mit Vorurteilen aufräumen, wenn ich mich selbst beteilige." Die 36-Jährige hat einen Schweizer geheiratet, ihr Mann Noa ist nicht jüdisch. Der kleine "Regelverstoß", einen Nichtjuden zu heiraten, hat in Lindas Familie bereits Tradition. Auch ihr Vater ist nicht-jüdisch, lebt aber, seit er mit ihrer Mutter verheiratet ist, genau wie Linda und Noa, zu Hause nach jüdischem Brauch. "Da haben die Frauen tatsächlich klar die Macht. Du wirst nur Jude, wenn deine Mutter jüdisch ist. Ansonsten ist es aber so, dass ich die Rolle der Frau im orthodoxen Judentum immer noch schwierig finde. Aber das muss jede selbst wissen." Ein Lieblingsthema mit ihrer besten Freundin Deborah Feldman, die durch ihre Flucht aus der ultraorthodoxen Gemeinde in New York und ihrem Buch "Unorthodox" weltberühmt wurde.

Drei Frauen, drei unterschiedliche Modelle, den jüdischen Glauben und die Tradition zu leben. Sie spiegeln die junge Generation von Jüdinnen, die selbstbestimmt ihren Weg geht. Alle eint der Wunsch, besser verstanden zu werden, doch alle eint auch die Befürchtung, dass die gesellschaftlichen Anfeindungen eher zu- als abnehmen und es noch dauern wird, bis jüdische Menschen in Deutschland unbeschwert ihr Jüdisch-sein zeigen können.

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🎥 Ein Film für Menschen hautnah von Nicola Graef und Lena Scheidgen.
Dieser Film wurde im Jahr 2021 produziert. Alle Aussagen und Fakten entsprechen dem damaligen Stand und wurden seit dem nicht aktualisiert.
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📺 Mehr Dokus in der ARD Mediathek: http://www.wdr.de/k/doku_mediathek

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