Die Schweizer Alpen – Bräuche, Käuze, Aberglauben: Chalandamarz
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 Published On Mar 26, 2024

Es ist minus 14 Grad, der Atem dampft und die Glocken erklingen durch das 200-Seelendorf Guarda, hoch oben in den Bergen des Unterengadins. Das ganze Dorf feiert den Chalandamarz. Die Kinder ziehen mit grossen und kleinen Schellen durch die Gassen. Sie wecken auf diese Art den Frühling. Der Chalandamarz ist jener Brauch, der im „Schellenursli“ vorkommt – dem berühmtesten Schweizer Kinderbuch nach Johanna Spyris „Heidi“.

Der Chalandamarz wird als Frühlingsbrauch in den romanisch- und italienischsprachigen Teilen der Schweiz gefeiert. Gefeiert wird er jeweils am 1. März, dem römischen Jahresanfang. Früher wurden an diesem Tag auch politische Ämter gewählt. Heute ist dies nur noch in einem Dorf der Fall. Ansonsten ist es ein Fest, dass den Kindern vorbehalten ist mit dem Höhepunkt eines kleinen Balls am Abend.

Simon Könz (43) und Mona Ledergerber (42) feiern dieses Jahr zum ersten Mal den Chalandamarz als Familie. Vor drei Jahren sind sie mit ihren Kindern Giosch (5), Marietta (9) und Lorin (12) aus der Stadt Zürich nach Guarda gezogen. Für Vater Simon war es eine Heimkehr. Seine Familie kommt ursprünglich aus Guarda. Zudem ist seine Grossmutter die Schellenursli-Autorin Selina Chönz, welche mit ihrem Werk und ihrer Art die Familie vor viele Herausforderungen gestellt hat. Simon Könz erinnert sich.

Chasper Pult (73) ist Romanist und Kulturvermittler. Als einer der wenigen Schweizer spricht er alle vier Landessprachen. Für ihn sind Bräuche der Kitt einer Gesellschaft und ein sinnstiftendes Element in einer Gemeinschaft. Sein Vater schrieb einst das Vorwort für den Schellenursli. Für Pult ist das berühmte Kinderbuch gute romanische Literatur und zugleich ein Glücksfall für die Kinder auf der ganzen Welt, aber besonders für die kleinen Rätoromaninnen und Rätoromanen.

Die Keramikmalerin Nathalie Schnetzler (36) stellt im Keramikatelier der Firma Kuhn Rikon Schellenursli Geschirr her. In sorgfältigster Handarbeit trägt sie die Motive von Alois Carigiet auf Fonduepfannen, Tassen und Teller auf und brennt die Keramik in mehreren Schritten, bevor der Schellenursli in die ganze Welt verschickt wird. Ein waschechter Bergbub als Schweizer Exportschlager.

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