Vielleicht kennst Du das auch: Du freust Dich schon so lange auf diese besondere Zeit, endlich ist alles mal entspannt, Du hast Zeit für Dich, kannst einfach ausspannen, die Seele baumeln lassen ... und merkst, dass das überhaupt nicht so funktioniert, wie gedacht. Die Ambitionen musst Du zurückschrauben, die schöne Wanderung muss erstmal einem Tag im Bett weichen, Du fühlst Dich eher depressiv als energiegeladen und glücklich über die freie Zeit. Vielleicht sehnst Du Dich sogar ein wenig wieder nach Deinem Alltag, dem Du doch so dringend entfliehen wolltest.

Ich habe bemerkt, dass es mir gut tut, einzusehen, dass mein Körper den Urlaub gern als Heilungsraum nutzt. Die äußeren Zwänge fallen weg – und die kleinen inneren Anteile mit all ihren herausfordernden Gefühlen und ihrer großen Bedürftigkeit trauen sich heraus und benötigen meine Liebe und Aufmerksamkeit. Alles, was ich mir vorgenommen hatte, möchte nochmal neu betrachtet und in Kontext zu dem gesetzt werden, was wirklich gerade möglich ist, und nicht, was ich mir vom Kopf her so schön ausgemalt hatte.

Ich kann diese Körperempfindungen und Gefühle nun viel besser einordnen und denke nicht mehr, ich mache irgendwas falsch. Ich sehe jetzt eher, welche Prägungen sich mir zeigen und in die Heilung kommen möchten. Da ist zum Beispiel die Prägung durch meine Kindheit. In meinem Elternhaus wurde viel Wert auf Programm und das Tun gelegt, weniger als auf das Einfach-Sein und Ausruhen dürfen. Und die früheste Prägung aus der Zeit vor der Geburt oder auch die Geburtserfahrung selbst, spielen eine Rolle bei der Fähigkeit, entspannen zu können oder nicht. Wenn wir als Baby die Zeit im Körper unserer Mutter als eine Zeit mit großem Stress und wenig Ruhe erlebt haben, haben wir das als das Normale erlebt. Ein gewisses Maß an Stress und Aktivierung ist sozusagen unser heimisches Klima von Anfang an gewesen. Auch, wie die Geburt an sich verlief, ist prägend. Häufig durften wir nicht erleben, erstmal landen zu können und unser Leben begann mit einem Bindungsbruch. Wir wurden auf eine Säuglingsstation gebracht, damit unsere Mutter sich ausruhen kann. Heute weiß man glücklicherweise mehr über Bindung und wie wichtig das gemeinsame Ankommen nach der Geburt ist. Für die meisten von uns ist es eine große Lernaufgabe, sich wohliges Ausruhen und Entspannen anzueignen und die Gefühle, die wir als Baby damit verbinden von Isolation, Verlassensein und Angst, heilen zu können. Im Urlaub versuche ich jetzt, dem inneren Baby liebevoll zu begegnen, seine Bedürfnisse zu verstehen, so kann es immer mehr und mehr im heutigen lichtvolleren Leben ankommen.

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