Durchfechter – Folge 41: Friedrich Hubert Esser
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 Published On Feb 10, 2023

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Handwerk und Berufsausbildung sind im Zuge der Akademisierung aus dem gesellschaftlichen Fokus gerutscht. Die Wertschätzung für beides bröckelt seit Jahren. Friedrich Hubert Esser stemmt sich dagegen. Im Durchfechter-Podcast räumt er mit Klischees rund um die Handwerksberufe auf. Und warnt vor einem katastrophalen Fachkräftemangel.

Friedrich Hubert Esser ist Bildungsforscher und seit 2011 Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung. 1977 startete er mit einer Bäckerlehre in den „Ernst des Lebens“. Auch heute noch will er diese Erfahrung nicht missen. Für ihn haben Handwerksberufe einen hohen Stellenwert und er ist stolz darauf, dass er seine Karriere so selbstbewusst und selbstverständlich über den zweiten Bildungsweg gegangen ist.

Friedrich Hubert Esser ist einer der wichtigsten Experten für die deutsche Berufsbildung. Die hat international zwar nach wie vor ein hohes Ansehen. In Deutschland aber sinkt die Wertschätzung für dieses weltweit bewunderte Bildungsangebot seit vielen Jahren.

Esser setzt sich dafür ein, dass diese ungute Entwicklung gestoppt wird. „Wir müssen das wieder geraderücken“, sagt er oft. Er ist ein besonnener Gestalter und hält nichts davon, dass eine gegen das andere irgendwie auszuspielen. Bachelor und Meister – das ist natürlich beides gut und, was die Kompetenzentwicklung angeht, sowieso längst gleich anspruchsvoll.

Friedrich Hubert Esser beunruhigt, dass dies in der Lebenswelt vieler Eltern nicht ankommt. Sie hätten anscheinend nur noch wenig Vertrauen in die Tatsache, dass eine duale Berufsausbildung ein sehr guter Start für die Karriere ihre Kinder sein kann. Gerade für solche Kinder, die schulmüde sind. Friedrich Hubert Esser kennt dieses Desinteresse an Schule selbst. Als Teenager hatte er irgendwann genug von all den Fächern und wollte stattdessen raus ins Leben.

Der Bildungsexperte wird nicht müde, auf die Durchlässigkeit und Vorteile des deutschen tertiären Bildungssystems hinzuweisen: Ein „Draufsatteln“ von Bildung sei jederzeit möglich. Und was die Lust am Lernen angeht? Die komme oft genug von allein zurück.

Das angeknackste Image der Berufsausbildung allerdings macht Friedrich Hubert Esser wirklich Sorgen. Er mahnt mittlerweile mit klaren Worten vor einer Fachkräftekatastrophe im Handwerk und nicht mehr bloß vor einem Fachkräftemangel. Dieses Lauterwerden ist nötig, denn der demografische Wandel wird das Problem befeuern und auch in den Berufsschulen gibt es große Baustellen.

Was all das mit unseren zukünftigen Smart Homes und der Energiewende zu tun hat, erzählt Friedrich Hubert Esser im Durchfechter-Podcast. Er entstaubt die Vorstellungen über traditionelle Berufe und wirbt für ein breiteres Bildungsverständnis an Gymnasien.

Erstveröffentlichung: 11. Mai 2022
Autorin: Corina Niebuhr

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